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Das war mal eine tolle Idee. Ebene +14: Oase der Kunst

Video

https://oase-der-kunst.nahokawabe.net

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Ein Atelierwechsel hat mich in eine andere Welt katapultiert. Mein altes Atelierleben in Hamburg besaß die Vorzüge eines gentrifizierten Stadtteils, mein neues Atelier ist in der City Nord mit Beton und leeren Läden. Der Bruch motivierte mich zu einer Video-Collage, denn auf den zweiten Blick entpuppte sich die City Nord als ein Ort für Kreative. Sie sollte mit Le Corbusier eine „Bürostadt im Grünen“ sein und ein „New Way of Working“ bieten. Das Ziel brach in den 1990ern zusammen. Danach entstanden in den nun leeren Räumen Ateliers und Clubs, genannt „Ebene+14“. Durch gute Mieten entwickelte sich eine agile Kunst-Oase. Doch die Idee, das miese Image der City Nord durch Kultur zu erneuern, währte nicht lange: Ab 2009 wurden neue Büroblöcke errichtet, die Substanz renoviert, die Künstler zogen aus. Die Geschichte dieser Veränderungen wird aus der Perspektive der Aktivist*innen der „Ebene+14“ erzählt anhand von Interviews, historischen Fotos, 3D-Rekonstruktionen und aktuellen Ansichten.

This Project „Das war mal eine tolle Idee. Ebene +14: Oase der Kunst” ist eine video-collage von Naho Kawabe mit Erzählungen der Künstler*innen:
Annette Mewes-Thoms
Eva Wehdemeyer
Falk von Traubenberg
Josef Greiner
Jutta Konjer
Oliver Maybohm
Wolfgang Schindler (Ausstellungsort KX)
and
Christina Herzig (Apothekerin)

Drohne: Heiko Neumeister
Kamera: Naho Kawabe
3D: René Kusnawijaya
Ton: Veit Kenner
Schnitt: Naho Kawabe
Title-Logo: Koichiro Isogai
Transkript: Lea van Hall
Web-Designe: KRYPTOTHEK

Gefördert durch die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien
NEUSTART KULTUR

Camera Isolata

web-based art project

https://camera-isolata.nahokawabe.net

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“Camera Isolata” wurde durch eine Förderung von der Hamburgischen Kulturstiftung ermöglicht angesichts der Sars-Cov-19-Pandemie und deren Begleiterscheinungen. Das Motto des Hilfsfonds der Kulturstiftung lautet “Kunst kennt keinen Shutdown“.  

Der aus dem Lateinischen abgeleitete Begriff “Camera Isolata” charakterisiert einen geschlossenen und isolierten Raum – konkret und symbolisch. Camera Isolata ist gleichsam der Raum, in dem wir uns während der Pandemie isolieren. Gleichzeitig bezieht sich der moderne Gebrauch des Wortes Kamera auf ein elektronisch-optisches Gerät, nämlich die Kamera, die oft in einem Computer oder einem Smartphone eingebaut ist und meist nur einen Teil des Menschen – den oberen – zeigt, der wie aus dem realen Raum geschnitten erscheint und in den virtuellen Raum gesendet wird. Auf diese Weise wird Camera Isolata zu einem Online-Raum, der sein geografisches Zentrum irgendwo in Unterseekabeln tief im Ozean hat.
Als Wächter der Camera Isolata habe ich eine fiktive Figur gewählt, die von einem fossilen, aber immer noch existierenden Tier, dem Nautilus. Dieses Lebewesen, das seit etwa 500 Millionen Jahren in den Ozeanen lebt, hat mehrere ausgehöhlte Kammern (Kamera) in seiner Schale. Seine uralten Augen haben keine Linse und funktionieren wie eine Camera obscura.

Das Projekt “Camera Isolata” besteht aus drei Experimentier-Videos mit sechs Künstlern, die ich eingeladen habe:

Jane Brucker, bildende Künstlerin, USA
Miss Hawaii, Musiker, Japan
Henrik Malmström, Photograf, Argentina
Setbyol Oh, Licht Designerin, Deutschland
Ziyun Wang, Malerin, China
Yohei Yama, Maler, Vietnam

Auf der Website befinden sich drei Videos von je zwei unverhofften Begegnungen, denn die zusammengeschalteten Künstler und Künstlerinnen haben sich zuvor persönlich nicht gekannt und wussten nichts von ihren jeweiligen künstlerischen Schwerpunkten, bevor sie, nur kurz von den Spielregeln informiert, durch ein Online-Kommunikationstool aufeinander trafen. Ein weiteres Video präsentiert die drei Begegnungen zeitgleich. Die Website wird von sechs kurzen Texten über den Alltag der Künstler und Künstlerinnen während der Sars-Cov-19-Pandemie begleitet. 

Wenn der Wächter das Ende der Quarantänezeit signalisiert, nimmt jeder/jede isolierte Künstler*in ihren/seinen noch laufenden Computer in die Hand und geht hinaus, bis die WiFi-Verbindung abbricht, was die Grenzen unserer sozialen Verbindung symbolisiert.


Videosound: Veit Kenner
Lektorat: Helmut Kostreba, Masaya Kawakatsu



Aufenthalts​wahrscheinlichkeiten

Einkanal-Video, 17’4

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Photo: Kenichiro Amano

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Photo: Kenichiro Amano

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Ton: Veit Kenner, Stimmen: Nir N. Alon, Kyung-hwa Choi Ahoi, Shan Fan, Hannimari Jokinen, Sho Hasegawa, Naho Kawabe, Linda McCue, Mitko Mitkov, Miwa Ogasawara, Joe Sam-Essandoh, Hua Tang, Youssef Tabti, Nikos Varsamakis

Das Video zeigt sich ständig bewegende Lichtreflexe auf dem Wasser. Die Bewegungen sind synkronisiert mit Stimmen von in Hamburg lebenden Künstlerinnen, deren Herkunft nicht deutsch ist und die über ihre Situation als Fremde nachdenken. Das Video ist mit japanischen Untertiteln versehen, die in ihrer Fehlerhaftigkeit den Unzulänglichkeiten der Sprache der Künstlerinnen entspricht.

Ausstellungen: The Blend Art in Residency, Osaka (JP) / Flag studio, Osaka (JP) / 8. Salon e.V., Hamburg (DE)
Abbildung: Katalog “Aufenthaltswahrscheinlichkeiten”

Eine echte Frau löst jeden Knoten

Einkanal-Video, 49’15, Kamera: Saskia Bannasch, Naho Kawabe

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Das Video zeigt, wie die Hände einer älteren Frau 3 Kg Kohle-Bruchstücke zusammenbinden zu einem Paket, dessen Figuration einem Baum ähnlich ist. Während der Aktion erfährt der Betrachter in einem Selbstgespräch der Frau vieles über ihre persönliche Lage im Berlin der 1950/60er Jahre, das Verhältnis zur Mutter und die Situation im Kalten Krieg. Die Erzählerin flüchtete 1956 aus der DDR in den Westen. Die spezifische Art des Verpackens mit Schnüren hat die Erzählerin bei ihrer Mutter gelernt, als Pakete von West nach Ost geschickt wurden zur Zeit der zwei deutschen Staaten. Damals gab es kein Klebeband. Die Schnürtechnik und die besonderen Handbewegungen werden bald vergessen sein.
„Eine echte Frau löst jeden Knoten“ – der Spruch stammt von der Schullehrerin der Erzählerin in Westdeutschland und forderte sie damals heraus durch den hohen Anspruch an die Tätigkeiten von Frauen in der Nachkriegszeit. Die japanischen Untertitel, die im Probevideo zu sehen sind, können gelöscht werden.

Ausstellungen: Waitingroom, Tokio (JP) / Boxes Museum, Guangzhou (CN)

Breaking Memory

HD, 16:9, 07′ 52

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Ausstellungen: Frise, Hamburg (DE) / Westwerk, Hamburg (DE) / Video Screening “Working, Crawling” kuratiert von Adam Szymczyk (JP)
Abbildungen: Katalog “DELIKATELINIEN” / Broschüre “FRISE – Künstlerhaus Hamburg e.V.”

Wandermüde

Metall, Spiegel, Schnur, Plastik, Papier, Holz, LED, Video (HD, 12´40 ),
Foto (Staatsarchiv Hamburg 720-1 151-81= 17 131), Holzkiste: 205 x 146 x 166 cm

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Photo: Hayo Heye

Heine-Hamburgkiste

Staatsarchiv Hamburg
720-1 151-81= 17 131

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Photo: Hayo Heye

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Photo: Hayo Heye

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Heine-Hamburgkiste
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Die Odyssee eines Denkmals: 1873 fertigte der Bildhauer L. Hasselrjis einen Entwurf zu einem Heinrich Heine-Denkmal. Sisi, Kaiserin von Österreich, war eine große Verehrerin des Dichters jüdischer Herkunft und wollte ihn, gegen den Willen von Hof und Öffentlichkeit, mit einem Denkmal ehren. Ihr Angebot, es Hamburg zu schenken, wurde jedoch vom Hamburger Senat abgelehnt. Also errichtete Sisi auf ihrem Landsitz „Achilleion“ auf Korfu einen Sockel, und ließ die Statue 1892 dorthin verschiffen. 1907 erwarb der deutsche Kaiser Wilhelm II. das Anwesen auf Korfu und befahl die Entfernung des Denkmals. Heinrich Julius Campe – der Sohn von Julius Campe, dem großen Förderer und Verleger Heines – übernimmt es 1909 nach Hamburg in sein Kontorhaus. Nach dem 1. Weltkrieg verschärft sich die antisemitische Stimmung, Heine-Feinde beschmieren mehrmals das Denkmal im Kontorhof. Im Mai 1926 wird das Denkmal nach Altona verbracht, 1927 wird es feierlich im „Donner’s Park“ in Altona an der Elbchaussee, aufgestellt. Dort steht es unbehelligt bis 1933, als es die Nazis „entdecken“. 1934 soll die Statue entfernt werden, aber es findet sich kein Käufer, so dass die Tochter von Campe, Olivia Bouchard, anbietet: „Wenn ich sie schon nicht verkaufen kann, dann hole ich sie mir in meine Heimatstadt Toulon”. Sie nimmt den Ausbruch des Kriegs 1939 zum Anlass, die Verschiffung der Statue nach Toulon zu realisieren. Heinrich Heine ging ins Exil nach Frankreich – nun geht auch sein Denkmal ins Exil nach Frankreich. Es wird berichtet, dass die Statue 1942, um sie vor den deutschen Besatzungstruppen zu schützen, in einer Kiste gelagert wurde und dann als verschollen galt. 1948 gelingt es Bouchard den beschädigten „Marmor-Heine“ unter Kriegsschutt wiederzufinden.  Sie vermacht das Denkmal der Stadt Toulon, versehen mit der Auflage: Man möge Heine so aufstellen, dass er aufs Meer blicken könne, denn er habe die See immer so sehr geliebt. 1956 bewirkt eine internationale Initiative, dass im 100.Todesjahr Heines sein Denkmal aufgestellt wird: im Botanischen Garten des Touloner Stadtteils Mourillon.

Ausstellung: Galerie im Marstall, Ahrensburg (DE)
Abbildungen: Katalog “DELIKATELINIEN” / Katalog “Von Wörtern und Räumen”

Why am I here?

Holz, Metall, Bast, Beamer, Spotlight, Video (HD, 8’06, Loop)

Photo: Ken Kato

Anhand einer originalen Fetischfigur des Mbete-Stamms aus Gabun, die auch als Alter Ego Naho Kawabes fungiert, formuliert die Künstlerin in ihrer Rauminstallation Why am I here? ihre Suche nach der Definition des Seins. Ursprünglich entdeckte Kawabe die Figur in dem Raritätenladen Harrys Hamburger Hafenbasar & Museum, wo sie mit anderen Fetischfiguren aus unterschiedlichen Ländern versammelt war – losgelöst von ihrer originären Funktion und Bedeutung. Vermutlich war die Figur zufällig per Schiff nach Hamburg gereist, landete als »Seemannsschatz« in dem Basar auf der Reeperbahn und stand dort, ihres kulturellen Kontextes entkleidet, als kurioses Objekt unter anderen herum. In Kawabes Installation findet sich die Figur nun in einem weiteren, ihr völlig fremden Kontext wieder. Ursprünglich Fetisch, stellt sich anhand der in permanent sich verändernden Raum-Zeit-Konstellation versetzten Figur die Frage nach dem heutzutage noch möglichen Stabilitätsfaktor unserer Selbstverortungen. Why am I here? konfrontiert Betrachter*innen mit Fragen nach kultureller Zugehörigkeit, Grenzüberschreitungen und, generell gesehen, der existenziellen Frage, wie die Koordinaten Raum und Zeit unsere Identitätsvorstellungen mitbestimmen.

Text von Magnus Pölcher
in: Fuzzy Dark Spot. Videokunst aus Hamburg. Deichtorhallen Hamburg / Sammlung Falckenberg

Photo: Hayo Heye

Ausstellungen: Shiseido Gallery, Tokyo (JP) / Ermekeilkaserne, Bonn (DE) / Deichtorhallen Sammlung Falckenberg Hamburg (DE) /Kunsthaus Hamburg (DE)
Abbildungen: Broschüre ” Shiseido Art Egg 05″ / Katalog “Observer Effect” / Katalog “Fuzzy Dark Spot. Videokunst aus Hamburg” / Katalog “INDEX 11”

Song for the forbidden zone

Online-Performance, 5’30

“Am Ende des Videos “Perfect Pitcher #1 – Song for the forbidden zone” habe ich die Schlussszene des Stalkers von Tarkovsky als Standbild kurz auftauchen lassen. Sie zeigt den Blick über den Rücken der Familie hinweg auf eine brachliegende Landschaft und eine monströs bedrohliche industrielle Anlage am Horizont. Ein Atomkraftwerk. Die Melancholie dieses Bilds durchzieht das ganze Video, denn das brennend rote und kaltweiße Lichtgeflacker in Kombination mit dem Sprechgesang von Hazuki Ogoshi, einer Musikerin mit dem ‚absoluten Gehör”, kann auf das katastrophische Ende einer Ära verweisen. Die seltsam nervöse Aufnahmetechnik, die meinen erregten Zustand spiegelt, wurde dadurch erzielt, dass ich eine kleine Web-Kamera in den Mund genommen habe – gleichsam lagen mir Schock und Protest auf der Zunge und mein Körper wurde zum Aufzeichnungsinstrument.”

Interview zwischen Aomi Okabe und Naho Kawabe
in: Katalog “Observer Effect“

Ausstellung: FOLD Gallery, London (GB) / blinkvideo.de
Abbildung: Katalog “Observer Effect”